Musik mit allen Sinnen erleben

Unterricht für Körper, Geist und Seele

„… Musik vermittelt das Gefühl, dass man sich von einem undefinierbaren, allumfassenden Element, in dem man sich auflöst, mitreißen lassen muss. Deshalb sprechen wir beim Erleben von Musik oft von einem ,Meer von Klängen’“

drückte Rudolf Steiner die Macht der Musik einmal aus.

Im musikalischen Erleben atmet unsere Seele

Im Erleben der Musik begeben wir uns auf eine Spur, die uns aus der sinnlich-objektiven Welt herausführt: Sie ist die Domäne der Seele; daher erzieht Musik vor allem unsere menschliche Seele. Das musikalische Schaffen wirkt durch das Strömen der Melodie, in der Harmonie und Rhythmus in den Strom der Zeit münden und in die Zukunft fließen. Wir können ihr Fließen nicht im Raum halten oder zu einem äußeren Bild formen, denn sie bleibt im Lebendigen.

In der Musik spielt Zeit eine zentrale Rolle: Diese Erfahrung zeitlicher Strukturen, die in der Musik vermittelt wird, weckt zunächst unseren Willen, erst danach werden Fühlen und Denken wach. Dadurch fördert die Musik auch das menschliche Werden: Musik spricht den Menschen an, wirkt direkt in ihn hinein, denn Musik lässt uns unsere eigene Seele erleben.

In der Musik liegt die Urkraft des Schöpferischen

Wie in der Sprache gibt es auch in der Musik eine Unterscheidung zwischen der Sphäre des Verstehens, des Fühlens und der Bewegung des Wollens. Während die Bewegung der Melodie die musizierenden Kinder direkt mit dem Rhythmus und der Zeit verbindet, entfaltet sich ihr Gefühlsleben in der Harmonie und der Intensität der erlebten Klänge und denkend durchdringen sie schließlich die Theorie der Musik. Alle drei Sphären spiegeln auf ihre Weise das Leben der menschlichen Seele wider, das sich im Wollen, Fühlen und Erkennen manifestiert.

Zuallererst ist es wichtig, die Musik mit dem Atem des Lebendigen in Kontakt zu bringen, durch tätige Übung und Erleben ihrer Stärke sowie im denkenden Durchdringen ihrer Schönheit; die Schüler sollen diese urmenschliche ewige Schöpfungskraft der Musik selbst erfahren.

Die schrittweise musikalische Erziehung an unserer Waldorfschule

In den ersten beiden Schuljahren werden unsere Kinder an das Erleben der Quinte herangeführt, um ihr Gefühl für die Schönheit der Harmonie zu pflegen, ihr Gehör soll geschult und das Rhythmisch-Melodische erarbeitet werden. Durch die Abwechslung zwischen lustvoller Selbstbetätigung beim Singen, Spielen auf der Flöte oder an der Kinderharfe und allmählich sich formendes Zuhören lernt das Kind verschiedene, seinem Alter angemessene musikalische Werke kennen. Ab dem dritten Schuljahr überwiegen dann Lieder im tonalen Bereich, die Quintstimmung wird nach und nach verlassen und die Schüler*innen erlernen schrittweise das Notieren von Musik, die eigentliche Notenschrift.

Im vierten Schuljahr liegt unser Fokus auf der Instrumentalmusik: Beim Musizieren im Klassenverband werden die Kinder zusätzlich zum Musikunterricht auf ihrem eigenen Instrument, das sie außerhalb der Schule selbsttätig erlernen, auf die Arbeit des Musikprojekts der sechsten und siebten Klassenstufen vorbereitet. Im Musikprojekt der Mittelstufe haben unsere Schüler*innen die Möglichkeit, sich in ganz unterschiedlichen Facetten des Zusammenspiels zu üben und ihre individuellen Fähigkeiten auch auf die Bühne zu bringen. Hierbei können sie zwischen Orchester, Gitarren-, Perkussions- oder Flötenensemble wählen. In der Mittelstufe erarbeiten wir außerdem die Bereiche mehrstimmiger Gesang und allgemeine Musiklehre.

Was in Unter- und Mittelstufe angelegt wurde, findet seine Vollendung in der Oberstufe: Über das Beschriebene hinaus werden die Schüler*innen nun auch in die musikalische Literatur der Vergangenheit und Gegenwart eingeführt, auf das Ästhetische in der Musik sowie auf Elemente verschiedener musikalischer Ausdrucksformen hingewiesen. Sie befassen sich mit Werksbetrachtungen und haben zudem die Möglichkeit, ihre gewonnenen Fähigkeiten und Fertigkeiten einem Publikum öffentlich zu präsentieren.

Das Musikalische durchklingt unseren gesamten Schulalltag

Die Schüler*innen unserer Waldorfschule kommen nicht nur im Musikunterricht, sondern auch im alltäglichen Tageslauf immer wieder mit Musik in Berührung. Neben dem Schulchor gibt es das Klassen-, Mittelstufen- und Oberstufenorchester und auch im morgendlichen Hauptunterricht singen die Kinder und spielen altersgemäße Instrumente. Ein Meer von Klängen lebt in uns und umgibt uns hier täglich. Um das gesunde Wachstum unserer Kinder zu ermöglichen, wollen wir den Unterricht und die  individuelle Entwicklung jedes Einzelnen an unserer Schule in harmonischen Einklang bringen!